Der Bibliothekswissenschaftler Karsten Schuldt stellt sein neuestes Buch als kostenlose Open-Access-Publikation zur Verfügung:
http://eprints.rclis.org/40388/

Wie kommt Neues in die Bibliothek?
Ein Buch darüber, wie in Öffentlichen Bibliotheken Entscheidungen getroffen werden, wie viel Einfluss Bibliotheken auf die eigene Entwicklung haben und welche Rolle Expertise von ausserhalb dabei spielt.

Öffentliche Bibliotheken entwickeln sich kontinuierlich weiter. Ständig werden neue Angebote angedacht, Strategien entwickelt oder Diskurse etabliert. Aber wie passiert dies genau? Wer ist daran beteiligt? Die Wissenschaft? Beraterinnen und Berater? Das Bibliothekswesen? Einzelne Bibliotheken? Nutzerinnen und Nutzer? Wer trifft hierbei welche Entscheidungen und wer hat wie viel Einfluss? Wenn man dies weiss, kann man daran gehen, diese Entwicklungen besser zu steuern. Dieses Buch erarbeitet, basierend auf Erfahrungen aus dem Bibliothekswesen im DACH-Raum, ein Modell der Integration dieses “Neuen”. Das Modell stellt heraus, dass am Ende die Bibliotheken selber die wichtigste Rolle spielen, während alle anderen Beteiligten eher Zuarbeit zu der Entscheidung leisten, was als Neu akzeptiert oder nicht akzeptiert wird. Daraus folgt, dass Bibliotheken selber eine pro-aktive Rolle spielen können und das auch tun sollten.

Aus der Einleitung:
Es gibt andere Texte zur Zukunft von Bibliotheken, die eher Dystopien sind und behaupten, diese oder jene technische Errungenschaft, diese oder jene gesellschaftliche Entwicklung würde alles verändern und wenn Bibliotheken darauf nicht reagierten, würden sie untergehen. Dieses Angstmachen (oder, Erzeugens eines „senes [sic] of emergency”) scheint fast immer aus dem Grund unternommen zu werden, um Bibliotheken dazu zu bringen, sich zu ändern. Aber abgesehen davon, dass Bibliotheken das auch so immer tun und dass die meisten dieser Untergangsszenarien sich in der Realität schnell als falsch herausstellen (und damit auch mehr als schal werden, wenn sie über Jahre wiederholt werden), scheinen diese Texte vor allem auf ein Gefühl zu setzen: Angst. Angst vor der Zukunft. Doch Angst – auch wenn dieses Gefühl aktuell wieder einmal in der Politik und Gesellschaft Verbreitung findet – ist es kein gutes Mittel, um gemeinsam bessere Bibliotheken – oder eine bessere Gesellschaft – zu gestalten. Wer aus Angst vor dem eigenen Untergang handelt, kann eigentlich nichts gestalten, sondern nur Möglichkeiten einschränken; aufhören, über alternative Wege nachzudenken und nur noch, wenig durchdacht, handeln.
Dieses Buch will genau das nicht. Es möchte stattdessen einen Vorschlag machen, wie Bibliotheken besser werden können. Und zwar besser im Sinne von gesellschaftlich wirksamer, aber auch besser im Sinne von Spannender in ihnen zu arbeiten (als Personal) und das mit positiveren Gefühlen, im Sinne von: Ja, das können wir / das kann ich und gerade nicht im Sinne von: Wenn wir das falsch machen, geht die Bibliothek unter. Ein Vorschlag kann angenommen, diskutiert und angepasst oder auch abgelehnt werden. Aber, und das ist ein grosser Unterschied zu den oben angesprochenen Texten, Bibliotheken werden nicht untergehen, wenn sie den Vorschlag nicht annehmen. Sie werden dann wohl einfach so bleiben, wie sie sind und sich so weiterentwickeln, wie sie es eh schon tun.

Karsten Schuldt ist Redakteur von “Libreas” und betreibt ein Blog unter dem Titel:
Bibliotheken als Bildungseinrichtung – Bildung und Gutes Leben.